Im März war es soweit, auch die Musikschulen mussten Ihre Türen schließen. Und wie in allen anderen Bereichen der Bildungswelt mussten kreative Lösungen her, weil klar war, dass man nicht einfach Däumchen drehen will und kann. Das Kollegium hat in den zwei Wochen bis zu den Osterferien den Großteil der Schüler*innen auf den unterschiedlichsten Wegen digital versorgt, vom Videochat über telefonische Hilfen, Aufgaben per Mail bis hin zu Bastelanleitungen für Pappklaviere und Rezepten für Mozartkugeln. Schon da war es toll, wie die Schüler*innen am Ball blieben und Einige die schulfreie Zeit genutzt haben, mehr zu üben.
Als dann klar war, dass man nicht nach den Osterferien in den Normalbetrieb zurück kann, haben wir innerhalb kürzester Zeit einen datenschutzkonformen Online-Unterricht flächendeckend anbieten können. Wir mussten – im wahrsten Sinne von einem Tag auf den anderen – mit unseren Kindern und Jugendlichen zu Experten im musikalischen Online-Unterricht werden.
In meinem Unterricht – ich unterrichte Blockflöte – waren über 90% der Kinder und Jugendlichen am Start, nach einer Woche waren alle technisch so weit, einigermaßen störungsfrei die Stunden am Rechner, dem Tablet oder dem Handy zu verbringen.
Als Lehrkraft war ich sehr positiv überrascht, wie gut sich die Schüler auf den doch sehr anderen Stil eingestellt haben. Vieles, was sonst im Unterricht selbstverständlich ist, geht online nicht. Die wohl größten Änderungen: die Zeitverzögerung verhindert das Zusammenspiel, als Lehrkraft kann man in den Noten nichts zeigen, technischen Korrekturen der Haltung gehen nur verbal…diese Liste könnte sehr lang werden.
Aber alle haben sich wirklich gut darauf eingestellt. Bei mir waren sogar größere Gruppen aus 2., 3. und 4. Schuljahr am Start, die das Medium Videokonferenz sofort im Griff hatten, was sehr viel Disziplin und Rücksicht verlangt (warten, zuhören, sich trauen allein zu spielen…). Das hat mich richtig fasziniert und auch wirklich Spaß gemacht.
Als Überbrückung waren diese Wochen aus meiner Sicht sehr wertvoll, und die Kreativität des Kollegiums und der Lernenden hat mich begeistert. Allein die Beiträge der Früherziehungslehrkräfte (der Unterricht konnte online nicht stattfinden) auf der Website sind einfach großartig. So hatten auch die Kleinsten bei uns die Möglichkeit, im musikalischen Geschehen weiter dabei zu sein, Ohrwürmer garantiert!
Aber wir sind sehr froh, dass wir jetzt unter Einhaltung aller gegebenen Schutzmaßnahmen endlich wieder im Präsenzunterricht zu sein. Unser Beruf lebt von Klang und Kommunikation, und das ist im gleichen Raum ungleich leichter!